Unsere Grenzüberquerung von Laos nach Thailand ging problemlos, aber mit viel Umsteigerei von statten und nach mehrmaligem Fahrzeugwechsel landeten wir am späten Nachmittag in Chiang Mai. Nach Laos und Vietnam mutete die Fahrt durch Thailand ein bisschen wie die Rückkehr in die Schweiz an.
Obwohl es einige Gemeinsamkeiten zwischen Luang Prabang und Chiang Mai gibt ( beide gelten als kulturelle Zentren ihrer jeweiligen Länder, beide beherbergen sehr viele Tempel und beide haben eine relativ überschaubare Altstadt), musste sich Chiang Mai erst langsam in unsere Herzen schleichen.
Das leckere thailändische Essen schaffte das sofort: wir schwelgten in Green Curries, Pad Thai, Papaya Salads und für die Kinder gab es endlich mal wieder richtiges Müsli und Chicken Satay mit Erdnusssosse!
Unser erstes Hotel in dem wir landeten war nicht ganz so zufriedenstellend. Unser Zimmer war winzig und das Hotel hatte leider mehrere Hähne als direkte Nachbarn, die sich noch weit vor Morgendämmerung ein Krähduell lieferten. Ein Grund für uns umzuziehen und den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht zu werden. Wir zogen ins leicht abgewrackte Top North Guesthouse, dafür aber mit Pool!
Dort holte uns der thailändische Tourismus mit voller Macht ein. Die drei „Grazien vom Grill“ – oder von unserer Hotelrezeption – ließen nicht locker und fragten beharrlich mehrmals am Tag: „What are you going to do today?“ Oder am Abend „What did you do today?“ Wir gerieten geradezu unter Rechtfertigungsdruck bei unserem persönlichen Tagesprogramm: ein bisschen Schule, ein bisschen Pool, dann durch die Stadt schlendern, ein zwei Tempel besichtigen, auf dem Markt was essen und abwechselnd zur Massage. Reicht doch eigentlich, oder?
Aber um uns rum waren alle am Ausflüge buchen, mit Elefanten Baden, zu den Bergvölkern wandern, Tiger streicheln… sodass wir uns irgendwann doch nicht mehr ganz entziehen konnten und Nelios großem Wunsch nachkamen und in den Dschungel zum Klettern fuhren. Klettern ist in Asien viel mehr „Zip-Lining“, da heißt, man düst durch ein Klettergeschirr gesichert, von einer Platform zur nächsten. Immer gut gesichert durch einen Guide, der ein jeweils an die Line klickt und auch wieder abklickt. Nelio und Liam haben alles ohne mit der Wimper zu zucken mitgemacht, mir ist schon das eine oder andere Mal bei einer rasanten Fahrt und vor allem beim „Abseiling“ (das heißt wirklich so!), das Herz in die Hose gerutscht. Die Landschaft, der Dschungel um und unter uns, war jedenfalls spektakulär!
In Chiang Mai hat uns am meisten das Wat Chedi Luang beeindruckt. Es ist als Gesundheitstempel berühmt und Anja hat gleich die Chance ergriffen und sich sämtliche Krankheiten vom Hals gewünscht und sich mit den drei Kindern von einem Mönch segnen lassen.
Der hier praktizierte Buddhismus mit seinen oft sehr abergläubischen aber auch sehr praxisnahen und alltagstauglichen Ritualen beschäftigt uns immer noch sehr. Alles geht zusammen und ist möglich, das kurze Gebet im Tempel, das Selfie vor den Buddhastatuen, vom Mönch gesegnet werden und dabei von kichernden Freundinnen fotografiert werden, chinesische Sternkreiszeichen als Glücksbringer aufhängen oder beim Gebet auch mal kurz mit dem Handy zu telefonieren. Selbst die Mönche laufen hier mit IPhones rum!
Toll war das „Chat with the monks“ Programm, bei dem man sich zu einem Mönch an den Tisch setzen und alle Fragen zum Buddhismus stellen konnte. Vor allem Nelio, Liam und Maribel waren sehr wissbegierig und wir lernten viel Neues dazu.
Toll war auch unser Besuch im Doi Suthep Tempel, der in den Bergen oberhalb der Stadt liegt. Eine kurvenreiche Straße führte hinauf und wir lernten, das die tollen roten Taxen Chiang Mais zwar wunderschön aussehen, aber nicht so toll für seekranke Kindermägen sind: oben angekommen waren einige aus unserer Runde etwas blässlich um die Lippen.
Zum Tempel führte eine lange, von steinernen Schlangen gesäumte Treppe hinauf. Der Tempel selbst war über und über geschmückt und hatte eine prunkvolle goldene Stupa im Zentrum. Nelio, Liam und Maribel macht es einen riesen Spaß die verschiedenen Rituale zu entdecken und auszuprobieren, z.b ihren Namen auf das lange safrangelbe Tuch zu schreiben, das später um die Stupa gewickelt werden soll, Geld in die verschiedenen Spendenboxen zu werfen, Kerzen anzuzünden, sich die Zukunft durch verschieden nummerierte Stöckchen vorhersagen zu lassen, herauszufinden, welcher der acht Wochentage Buddhas der ihrige ist oder dreimal mehr oder weniger meditierend um die Stupa zu laufen.
Immer Samstag und Sonntag Abend gibt es in Chiang die sogenannte Walking Street, ein endlos langer Nachtmarkt, auf dem so vieles zu entdecken ist und auf dem vor allem die Musiker und Performer auf dem schmalen Mittelgang der Marktgasse beeindrucken.
Am Sonntag hatte Liam eine Verabredung zum Skypen mit Yaron. Wir steckten aber noch mitten im Gewusel des Nachtmarktes. Wir bogen auf ein Tempelgelände ab, im Glauben dort ein ruhiges Plätzchen zu finden. Nichts da, mitten im Tempel gab es Tische, Bänke, Marktstände und leckeres Essen, das Gebet wurde per Lautsprecher nach draußen übertragen und hinter uns machten sich einige auf, die Stupa zu umrunden und dabei alle paar Schritte verschiedene Glocken zu läuten. Eine tolle Ecke und in Mitten dieses asiatischen Gewusels gelang es uns auch noch, uns für ein paar Minuten mit Britz zu verbinden!
Nach fünf Tagen und einer Radtour durch die Stadt, die bei Gewitter, strömendem Regen und leckerem selbst gemachten Kokosnusseis endete, verabschiedeten wir uns von Chiang Mai und machten uns per Nachtzug auf nach Bangkok. Dieser Nachtzug war schon um einiges komfortabler als in Vietnam. Zumindest bekamen wir frische Bettwäsche und ein leckeres Abendessen. Wir schliefen alle zusammen in einem Großraumwaggon und erreichten Bangkok kurz nach dem Morgengrauen. In Bangkok angekommen fanden wir keine Großraumtaxi und so fuhren wir einfach verteilt auf zwei Tuk Tuks zu unserem sehr schönen Guesthouse. Den Tag verbrachten wir bei 33 Grad erfolgreich mit Geldwechseln, etwas einkaufen und umpacken. Am Ende stiegen wir „erleichtert“, mit gut 60 kg weniger Gepäck und niegelnagel neuen 100 $ Scheinen in unser Taxi zum Flughafen. Unser dort gelassenes Gepäck wollen wir ab Dezember wieder mitschleppen und die unversehrten Geldscheine benötigen wir angeblich ab morgen, denn unsere Reise geht weiter nach Myanmar, wo am 8.11. Wahlen waren. Mit Spannung haben wir die Zeitungsberichte der letzten Tage verfolgt und es scheint, dass wir zu einem historisch wichtigen Zeitpunkt das Land bereisen werden. Bisher waren alle Berichte sehr positiv, die Zeichen stehen auf Wandel und Umbruch, und Aung San Suu Kyi scheint zum ersten Mal reelle Chancen gegen die Militärregierung zu haben.
Jens und Sille sind schon seit Ende Oktober in Myanmar unterwegs und wir freuen uns sehr darauf, die beiden am Inle See zu treffen.