Die letzten Etappen!!!!

Geschrieben von Sabine

Endspurt, die letzten zwei Wochen unserer Zeit des Reisens brechen an! Von Rumänien fahren wir nach Budapest und übernachten auf dem recht urigen Campingplatz Zugliget, einem ehemaligen kleinen Strassenbahnbahnhof, der sogar Frühstück anbietet.

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Einen Tag schlendern wir durch Budapest, genießen die Stimmung und erfreuen uns vor allem an der großen grünen Brücke, die für den Verkehr gesperrt ist und viele Spaziergänger anlockt. Der zweite Tag ist regnerisch, ideal für unseren Ausflug in eines der berühmten Budapester Thermalbäder. Wir entscheiden uns für das Szechenyi Bad und verbringen dort etliche Stunden in den unterschiedlich temperierten Becken. Bei dem Wetter sind wir natürlich nicht die einzigen, die zum Baden kamen. Neben alten im Wasser Schach spielenden Ungarn baden dort zur Hochsaison auch Menschen aus aller Herren Länder. Ich habe noch nie so international gebadet wie dort!

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Leider hatte sich David beim Geldabheben um eine Null geirrt und so verließen wir Ungarn mit massenweise Forint in der Tasche, was noch zu mehreren innerehelichen Kleinkrisen führt, wo, wann und zu welchem Kurs diese Forint denn in Euros umgetauscht werden könnten.

Obwohl wir recht früh von Budapest aufbrechen, brauchen wir ewig ins nicht ferne Wien. Die österreichisch-ungarischen Grenzkontrollen verursachen einen langen Stau und wir bekommen am eigenen Leib zu spüren: Europa hat sich verändert im letzten Jahr! Weiter geht’s nach Wien, wir sind wieder im deutschsprachigen Raum! Nelio kann sich gar nicht so schnell umgewöhnen und bestellt sein Eis immer noch auf Englisch.

Abends lockt uns ein Besuch in den Wiener Prater. Trotz all den aufregenden Fahrgeschäften entscheiden sich Nelio und Liam für Minigolf! Dafür essen wir dann im gerade neu eröffneten Rollercoaster Restaurant, in dem Roboter das Essen zubereiten und dieses nach der Bestellung per Tablet auf spiralförmigen Schienen im Affentempo über Steilkurven und durch Loopings auf einen zurast. Aus den Boxen dröhnte „ein Hoch auf uns, auf dieses Leben“ und mir schossen die Tränen in die Augen, denn ich erinnerte mich an unsere Fahrt zum Burning Man, fast ein Jahr zuvor, als Nelio, Liam und Maribel im Auto gemeinsam dieses Lied grölten und ihm eine für mich ganz neue Bedeutung gaben. Zum Abschluss unseres lustigen Kirmesbesuchs fuhren wir dann noch zu virt in zwei Wagen eine Runde Boxauto (bei David heißt es Autoscooter!).

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Am nächsten Tag galt es Wien zu erkunden. Die Altstadt wirkte auf mich erstmal erschlagend groß. Es war ziemlich heiß und ich hatte das Gefühl, kein einziger Wiener ist hier unterwegs, sondern ausschließlich Touristen. Der Weg zum Stephansdom ist eine einzige Shoppingmeile und mich erschreckte erstmal diese zur Schau gestellte Ladung Konsum. So richtig warm wurden wir mit Wien nicht, und zu allem Überfluss verstrickten wir uns auch noch in einen kleinen Forint-Euro Umtauschstreit. Wien wirkte auf mich sehr aufgeräumt und ein bisschen zu geschleckt. Davids Schwester Dinah machte uns dann am Telefon noch darauf aufmerksam, dass in der Innenstadt tatsächlich kaum ein Baum wächst! Spannende Museen und tolle Jugendstilbauten gibt es natürlich zuhauf aber irgendwie waren wir alle Stadtmüde, besichtigungsfaul und sehnten uns, nach so langer Zeit zu viert endlich Freunde und Familie zu treffen und wieder in der Natur zu sein.

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Nach einem kurzen Zwischenstopp am Hundertwasserhaus (denn einem der Helden unserer Jugend mussten wir wenigstens kurz auf der Durchreise huldigen!) ging es an einen für mich sehr besonderen Ort. Wir besuchten meinen Patenonkel Günter und seine Familie auf dem Campingplatz am Wolfgangsee! Ich hatte dort selbst als Kind mindestens die Hälfte aller gemeinsamen Familienurlaube verbracht und kehrte zum ersten Mal nach 27 Jahren zurück. Vieles wirkte total vertraut, aber dann auch doch wieder ganz neu! Ich hatte ganz vergessen, wie unglaublich schön die Landschaft dort ist und wie türkisfarben und klar der See. Was ich nicht vergessen hatte, war das berühmt berüchtigte „Wolfgangseewetter“, denn von einem Augenblick zum anderen kann dort ein Sturm aufziehen, man zieht sich alle paar Minuten die Jacke an, dann wieder aus und wenn es regnet, hört es manchmal gefühlt die ganzen Sommerferien nicht mehr auf!

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Günters gesamte Familie hat dem Wolfgangsee in all den Jahren die Treue gehalten und sich einen Stellplatz ganz vorne am See erarbeitet. Wir waren jetzt wirklich in der Hauptreisezeit angekommen und froh, noch einen Platz ganz hinten auf der Wiese zu bekommen, denn alle Campingplätze waren komplett ausgebucht!

Mit dem Kanu paddelten wir einmal über den See, badeten vor der Elefantenwand (die die Österreicher übrigens Falkensteinwand nennen), am Schwarzen See aßen wir köstliche frische Forellen, und auf der Illinger Alm wanderten wir eine kleine Runde, trotz all der vielen uns begleitenden Hunde, die von ihren Besitzern liebevoll vor den Kühen beschützt wurden! Uns gefiel es so gut, dass wir sogar eine Nacht länger blieben, diesmal auf dem Reserveplatz an der Rezeption, dafür aber viel näher am See.

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Der nächste Stop war nicht fern und führte uns zu Frieda, Felix, Carlotta, Heinrich, Leander und Mia in die Mühle am Traunsee. Die ganze Gohlitzseebande wieder zu sehen war herrlich und fühlte sich für uns wie ein vorzeitiges nach Hause kommen an! Felix hatte zur Begrüßung Pflaumenkuchen gebacken und wir verbrachten einige Stunden im Garten unterm Walnussbaum mit erzählen (wobei Felix selbstverständlich nach einer halben Stunde aufsprang, um noch schnell die Hecke weiter zu schneiden!). Liam und Heinrich waren glücklich und zogen Arm in Arm von dannen, um gemeinsam Pokemons zu jagen und Nelio vergnügte sich mit Carlotta und Leander. Am Nachmittag sprangen wir dann doch noch in den tiefgrünen und eiskalten Traunsee. Felix bereitet am Abend zwölf köstliche Forellen und Saiblinge zu und wir saßen noch lange beim Zwetschgenschnaps und tauschten Geschichten aus.

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Das herrliche Wetter bescherte uns dann einen absolut klassischen old school Ferientag am Attersee mit Sonne, Sonnenbrand, Eis, Ballspielen, Bücher lesen und faulem Rumgelungere. Liam überraschte alle, als er als aller erstes, noch trocken, vom Dreimeterbrett per Salto in den See sprang. Dem ging allerdings eine finanzielle Verhandlung voraus: „David, krieg ich fünf Euro wenn ich ’nen Salto vom Dreier mache? Gesagt getan und die halbe Bruchlandung auf dem Po steckte er tapfer weg.

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Bei strömendem Regen verabschieden wir uns am nächsten Tag und machten uns auf den Weg über die letzte Ländergrenze – auf nach Deutschland!

Wir wollten meine mittlerweile 93 jährige Oma treffen, die gerade in Bad Füssing im Urlaub sein sollte. Leider konnten wir ihre Betreuerin per Handy nicht erreichen und cruisten eine Weile erfolglos durchs Rentnerparadies, in dem scheinbar alles fast Schneckentempo abzulaufen scheint, und landen dann nach einer Weile recht desillusioniert auf dem Parkplatz des Campingplatzes. Es war zwanzig nach sechs und die Schranke schon zu!!! In uns machte sich der große Rückkehrkoller breit: das Wetter kalt und regnerisch, wir fragten uns, was in aller Welt wir in Bad Füssing verloren hatten und mussten uns alle gehörig anstrengen, uns zu viert im Hanibal nicht auch noch auf die Nerven zu gehen.

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Am nächsten Tag waren wir dann aber doch noch erfolgreich. Nach einigem Rumtelefonieren erreichten wir meine Oma doch noch und verabredeten uns zum Pizzaessen. Stiller ist sie geworden, aber immer noch fröhlich und munter. Wir freuten uns alle sehr, sie wieder in den Arm nehmen zu können. Nelio hat sie größenmäßig mittlerweile fast eingeholt!

Der nächste Stop war nicht weit entfernt: mit Ralf, Greta und Miriam, die auf Womo – Reise quer durch Deutschland waren, sind wir bei den Bio-Bauern Karl und Resi verabredet. Die bieten über den Campingreiseführer „Landvergnügen“ Stellplätze für umsonst an; im Gegenzug kann man auf den Höfen oft Gemüse, Brot oder anderes Selbstproduziertes erwerben. Kaum hatten wir unsere Wiedersehensfreude überwunden, lud uns Bauer Karl auch schon zum Heidelbeerpflücken in den Wald ein. Dort hatte er dreißig Kulturheidelbeersträucher und wir halfen bei der Ernte, pflückten und aßen uns gleichzeitig noch satt! Abends kam er mit einem großen Eimer – dreimal dürft ihr raten – eingelegter Forellen! Neben Fischen, Schafen, Bienen, Hühnern, Küken und dem Hund Gundi hatte er auch noch ein eiskaltes Becken zum Wassertreten zu bieten, in das sich Nelio am nächsten Tag tatsächlich zum Baden wagte!

 

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Mit den beiden Bauersleuten war es sehr lustig: abends kamen Resi und der siebzigjährige Karl im schick karierten Jackett zu uns an den Tisch und bereicherten unsere Runde. Das setzte sich am nächsten Tag fort und so wir verbrachten wir nette Abende mit Gitarre, Gedichten und Gesang.

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Ralf, Miriam und Greta hatten ihre Räder dabei und Karl schaffte es tatsächlich, in kürzester Zeit für uns vier auch Fahrräder zu besorgen, so dass wir gemeinsam zum Freiluftmuseum in Massing radeln konnten. Die zwei gemeinsamen Tage vergingen wie im Flug und Resi verabschiedete uns noch mit einem katholischen Reisesegen, da hatte Karl sogar eine Träne im Knopfloch.

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(Einige sehr passende Detailaufnahmen aus dem Miniversum in Budapest!)

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Dann gings weiter, an München vorbei bis ins Schwoabaländle zu meinen Eltern nach Münklingen.

Auf der Autobahn bei Augsburg wurden wir plötzlich von mehreren Autos an gehupt, die versuchten uns auf irgendetwas aufmerksam zu machen. An der Tankstelle sahen wir das Malheur, der innere Reifen unseres hinteren Zwillings war geplatzt! Glück im Unglück, gleich um die Ecke fanden wir einen sehr netten Automechaniker, der uns mit Werkzeug, Rat und Expertise zu Hilfe kam und zwei Stunden später rollten wir wieder!

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Nelio und vor allem Liam hatten große Sehnsucht nach Oma und Opa, freuten sich auf ihre verspäteten Geburtstagsgeschenke, auf ein vertrautes Haus und endlich mal wieder ausgiebig Zeit zum Spielen. Oma hatte einen dicken Knöchel und auch unser Unternehmensdrang war etwas erschlafft. So begnügten wir uns mit ein paar Miniausflügen zur Minigolfanlage meines Onkels nach Hirsau, ins Weil der Städter Kino, wo wir uns den Kinderfilm „Pets“ anschauten und auf den Reiterhof Golf zum Pony reiten. Oma verwöhnte uns mit leckerem Essen und zur Begrüßung gab es – natürlich Forelle!!!!! Da mussten wir alle vier sehr lachen!

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So, unsere Heimkehr steht unmittelbar bevor und nun wir zählen die Kilometer auf der Autobahn nach Berlin. Einen letzten Zwischenstopp schieben wir noch ein. Jens und Sille empfangen uns mit leckerem Essen und Feuer im Garten in Fresdorf und wir schieben die Heimkehr noch um eine Nacht auf, bevor wir uns dann am Freitag Morgen auf nach Berlin machen.

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Unsere Reise hat genau ein Jahr und 21 Tage gedauert! Einerseits wissen wir alle, die Reise muss zu Ende gehen und wir sind auch bereit dafür, andererseits erahnen wir auch schon wieder viel von der auf uns zu kommenden Routine, dem Alltag und dem „normalen“ Leben. Aber dieses letzte mit Ereignissen und Erlebnissen angefüllte letzte Jahr, die gemeinsame Zeit, die wir vier oft auf engstem Raum miteinander verbracht haben, die neue Sicht auf die Welt und ihren Reichtum an Möglichkeiten und Kulturen kann uns keiner mehr nehmen … und wenn uns die Decke auf den Kopf fällt, dann ziehen wir halt wider los!

ff